Informationen für Freunde und Sammler
des MOSAIK von Hannes Hegen
Ich bitte um Mitarbeit in Form von Berichten, Meinungen, Zeitungsartikeln etc.!
Online-Magazin für Fans der Digedags und der Abrafaxe
Ich bitte um Mitarbeit in Form von Berichten, Meinungen, Zeitungsartikeln etc.!
22.8.1997
In den Online-Nachrichten der Karl-May-Gesellschaft vom Juni 1997 war folgendes zu lesen:
Kurze Meldungen: Das Sonderheft Nr. 111 verkauft sich außerhalb der KMG sehr gut, da es viele Comic-Fans gibt, die daran interessiert sind.
Thomas Kramer: Die Digedags am Silbersee
Auf den Spuren Karl Mays im DDR-Comic MOSAIK
Sonderheft KMG 111, 1997, 49 Seiten
Zu den bedeutsamen Zeugnissen der Wirkungsgeschichte Karl Mays gehört nicht nur die Rezeption seiner Werke in Zeitschriftenaufsätzen und wissenschaftlichen Arbeiten, nicht nur die Anregung, die belletristische Autoren unseres Jahrhunderts aus dem Werk Mays bezogen, sondern genausogut die May-Spuren im Film, Hörspiel – und im Comic. Einem gerade im „Westen“ wenig bekannten Beispiel der letzteren Gattung widmet sich nun ein besonders originelles Sonderheft der KMG. Thomas Kramer hat sich der in der DDR beliebten Comicserie mit den Helden Dig, Dag und Digedag, drei knollennasigen Männchen nicht-Loriotscher Provenienz zugewendet, die in der einzigen Comiczeitschrift der DDR, „Mosaik“, erschien. Schon früher (1992) hatte Reinhard Seidler darauf hingewiesen, dass es in den Digedags-Comics deutliche May-Spuren gebe; daraufhin wurde von anderer Seite gekontert, solche Ähnlichkeiten seien eher zufällig, weil auch die Digedags eben in den Orient und nach Wildwest reisen. Thomas Kramer belegt nun ebenso kenntnisreich wie amüsant, dass die May-Einflüsse in den Digedags-Comics durchaus tiefergehend und keineswegs peripher sind. Eine genaue Analyse der „Mosaik“-Hefte zwischen 1955 und 1975 ergibt, dass der Zeichner Hannes Hegen und seine Mitstreiter offenbar doch gezielt May-Einflüsse in ihre Bildgeschichten umsetzten; so kann Kramer sowohl May-Motive (Silbersee-Thematik plus Gottesurteil: der See verschlingt seine Schätze), Charaktere (der exzentrische Engländer à la Castlepool, der Gauner im priesterlichen Gewande, der Pascher und der kauzige Seemann wie Turnerstick) und Schauplätze (Istanbul, Ägypten, die Schluchten des Balkan) nachweisen. Seine ebenso intelligenten wie fesselnd zu lesenden Analysen werden aufs Angenehmste ergänzt durch eine komplette Bilddokumentation der May-Anleihen in den „Mosaik“-Comics anhand von schönen Faksimilia der alten Comicseiten.
Fazit: ein Sonderheft keineswegs für Alt-DDR-Nostalgiker, sondern für alle, die einmal instruktiv vorgeführt bekommen wollen, wie das alte May-Prinzip (Unterhaltung plus Belehrung plus Entführung in Phantasiewelten als Ersatz für grauen Alltag) auch unter ganz anderen historisch-sozialen Voraussetzungen funktioniert.